Forum: German
Topic: Angemessener Lohn als Übersetzer/PM
Poster: Constanze Deus-Konrad
Post title:"nur freiberuflich" ???
Ich bin doch mal wieder etwas erstaunt, in welcher Weise hier diskutiert wird. Aber nicht so sehr wegen des Wortes „schwammig“. Ich empfinde es auch als Überreaktion, allein deswegen ein Fass aufzumachen. Interessant ist nur, was im Anschluss daraus wurde, vor allem auch der Hinweis auf das Arbeitsamt. Unnötig und der Sache nicht dienlich.
Was mich aber von vornherein viel mehr gestört hat, ist die Formulierung „mal als PM tätig und danach nur freiberuflich übersetzt“. Ich habe mal als Übersetzerin im Sprachendienst eines Großunternehmens gearbeitet, in dem die Übersetzer sagten, die PM schiebe ja bloß ein paar Dateien hin und her. Und so ist es im Grunde genommen ja auch. Der PM muss weder Ausgangs- noch Zielsprache perfekt beherrschen, er übersetzt ja in der Regel nicht selbst, könnte es meist auch gar nicht. Weshalb wird hier einem angestellten PM mehr Achtung gegenüber gebracht als einem freiberuflichen Übersetzer? Weshalb muss man hier zwischen den Zeilen (aus dem Wörtchen „nur“) mal wieder eine allgemeine Abwertung der Freiberuflichkeit herauslesen? Werden Freiberufler hier als auf dem ersten Arbeitsmarkt gescheiterte Existenzen gesehen, die sich am Küchentisch mehr schlecht als recht durchwursteln, womöglich noch mit Hartz IV aufstocken? Wäre es nicht sinnvoller, als Übersetzer ein anderes Bild von der freiberuflichen Tätigkeit zu vermitteln? Ist nicht jeder, der sich selbständig macht, ein Anpacker, ein Macher, jemand, der ein unternehmerisches Risiko eingeht, jemand, der Arbeitsplätze schafft (mindestens einen, nämlich seinen eigenen) und oft – wenn er es nicht ganz dumm anstellt – sogar mehr verdienen kann als in Festanstellung? Verdient das nicht Respekt? Der freiberufliche Übersetzer ist Übersetzer, PM, Sekretär, Buchhalter und Unternehmer in Personalunion. Freilich finde ich es auch albern, wenn sich Einzelunternehmer, die keine Großkapitalisten sind, gerne als CEO, CIO, Geschäftsführer etc. pp. bezeichnen. Aber gegenüber dem angestellten Übersetzer oder Projektmanager mit geregelten 35 Wochenstunden leistet er gewiss nicht weniger und muss sich nicht durch ein „nur“ abwerten lassen!
Zur eigentlichen Frage, welches Gehalt man in Festanstellung verlangen sollte, kann und möchte ich nichts Konkretes sagen. Wie weiter oben schon ausgeführt kommt es ganz darauf an, wo man sich bewirbt (Behörden, freie Wirtschaft, kleine Agentur, großer Konzern, München oder Mecklenburgische Seenplatte) und natürlich auch, aus welcher Position heraus man sich bewirbt. Ist man auf den Job angewiesen, weil es freiberuflich nicht mehr läuft und es keine Alternativen gibt, bleibt das keinem Personaler verborgen. Die haben dafür eine Antenne. Kann man aber hoch pokern, weil man nur mal seinen Marktwert testen möchte, könnte am Ende tatsächlich mehr dabei herausspringen. Die Frage ist viel mehr, möchte ich nach vielen Jahren Freiberuflichkeit überhaupt wieder angestellt sein? Mir persönlich müsste man schon ein Mega-Gehalt bieten, um mich noch mal zur Maloche nach Stechuhr zu verführen. Der unschätzbare Vorteil, sein eigener Chef zu sein, ist in Gold nicht aufzuwiegen. Lieber schaue ich, dass ich meine Auslastung steigere, als dass ich mich noch mal in irgendein Büro mit missgünstigen Kollegen und von sich selbst überzeugten Juniorchefs setze, wo ich im Zweifelsfall auch nicht mehr verdiene, eher weniger. Und am Ende der Probezeit möglicherweise sowieso wieder ohne was dastehe. Für mich ganz klar: Nein danke, aber jeder Jeck ist anders.
Topic: Angemessener Lohn als Übersetzer/PM
Poster: Constanze Deus-Konrad
Post title:"nur freiberuflich" ???
Ich bin doch mal wieder etwas erstaunt, in welcher Weise hier diskutiert wird. Aber nicht so sehr wegen des Wortes „schwammig“. Ich empfinde es auch als Überreaktion, allein deswegen ein Fass aufzumachen. Interessant ist nur, was im Anschluss daraus wurde, vor allem auch der Hinweis auf das Arbeitsamt. Unnötig und der Sache nicht dienlich.
Was mich aber von vornherein viel mehr gestört hat, ist die Formulierung „mal als PM tätig und danach nur freiberuflich übersetzt“. Ich habe mal als Übersetzerin im Sprachendienst eines Großunternehmens gearbeitet, in dem die Übersetzer sagten, die PM schiebe ja bloß ein paar Dateien hin und her. Und so ist es im Grunde genommen ja auch. Der PM muss weder Ausgangs- noch Zielsprache perfekt beherrschen, er übersetzt ja in der Regel nicht selbst, könnte es meist auch gar nicht. Weshalb wird hier einem angestellten PM mehr Achtung gegenüber gebracht als einem freiberuflichen Übersetzer? Weshalb muss man hier zwischen den Zeilen (aus dem Wörtchen „nur“) mal wieder eine allgemeine Abwertung der Freiberuflichkeit herauslesen? Werden Freiberufler hier als auf dem ersten Arbeitsmarkt gescheiterte Existenzen gesehen, die sich am Küchentisch mehr schlecht als recht durchwursteln, womöglich noch mit Hartz IV aufstocken? Wäre es nicht sinnvoller, als Übersetzer ein anderes Bild von der freiberuflichen Tätigkeit zu vermitteln? Ist nicht jeder, der sich selbständig macht, ein Anpacker, ein Macher, jemand, der ein unternehmerisches Risiko eingeht, jemand, der Arbeitsplätze schafft (mindestens einen, nämlich seinen eigenen) und oft – wenn er es nicht ganz dumm anstellt – sogar mehr verdienen kann als in Festanstellung? Verdient das nicht Respekt? Der freiberufliche Übersetzer ist Übersetzer, PM, Sekretär, Buchhalter und Unternehmer in Personalunion. Freilich finde ich es auch albern, wenn sich Einzelunternehmer, die keine Großkapitalisten sind, gerne als CEO, CIO, Geschäftsführer etc. pp. bezeichnen. Aber gegenüber dem angestellten Übersetzer oder Projektmanager mit geregelten 35 Wochenstunden leistet er gewiss nicht weniger und muss sich nicht durch ein „nur“ abwerten lassen!
Zur eigentlichen Frage, welches Gehalt man in Festanstellung verlangen sollte, kann und möchte ich nichts Konkretes sagen. Wie weiter oben schon ausgeführt kommt es ganz darauf an, wo man sich bewirbt (Behörden, freie Wirtschaft, kleine Agentur, großer Konzern, München oder Mecklenburgische Seenplatte) und natürlich auch, aus welcher Position heraus man sich bewirbt. Ist man auf den Job angewiesen, weil es freiberuflich nicht mehr läuft und es keine Alternativen gibt, bleibt das keinem Personaler verborgen. Die haben dafür eine Antenne. Kann man aber hoch pokern, weil man nur mal seinen Marktwert testen möchte, könnte am Ende tatsächlich mehr dabei herausspringen. Die Frage ist viel mehr, möchte ich nach vielen Jahren Freiberuflichkeit überhaupt wieder angestellt sein? Mir persönlich müsste man schon ein Mega-Gehalt bieten, um mich noch mal zur Maloche nach Stechuhr zu verführen. Der unschätzbare Vorteil, sein eigener Chef zu sein, ist in Gold nicht aufzuwiegen. Lieber schaue ich, dass ich meine Auslastung steigere, als dass ich mich noch mal in irgendein Büro mit missgünstigen Kollegen und von sich selbst überzeugten Juniorchefs setze, wo ich im Zweifelsfall auch nicht mehr verdiene, eher weniger. Und am Ende der Probezeit möglicherweise sowieso wieder ohne was dastehe. Für mich ganz klar: Nein danke, aber jeder Jeck ist anders.