Forum: German
Topic: Kunden über schlechte Übersetzung eines Konkurrenten in Kenntnis setzen?
Poster: WiebkeN
Post title: Eher nicht
Ich war im vergangenen Jahr in einer ähnlichen Situation. Als Lektorin sollte ich für eine Agentur die Übersetzung der Texte für die Webseite eines Kunden lektorieren.
Die Übersetzung enthielt einige Verständnisfehler, war recht wörtlich gehalten und vom Stil her unpassend, sodass ich ganze Passagen umtexten musste. Grammatik und Rechtschreibung waren allerdings okay. Dabei habe ich den Termin überzogen.
Ein paar Wochen später habe ich gemerkt, dass die Agentur den Endkunden die unlektorierte Version verkauft hat. Meine Arbeit wurde bezahlt und möglicherweise hat der Endkunde auch für das Lektorat bezahlt. Da überkam mich beim Anblick dieser grauenhaften Webseite das schlechte Gewissen. Ich habe ernsthaft überlegt, den Endkunden zu kontaktieren. Die Zusammenarbeit mit der Agentur habe ich beendet, ohne darauf hinzuweisen, dass ich von der Webseite weiß.
Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden, dem Endkunden mitzuteilen, dass die deutsche Version seiner Webseite schlecht übersetzt ist. Ich hätte mir wohl auch Ärger mit der Agentur einhandeln können.
Ich arbeite oft als Lektorin und schlechte Übersetzungen sind mein tägliches Geschäft. Als ich bei meinem ersten Lektorat die schlechte Qualität der Übersetzung bemängelt habe, durfte ich mir anhören, dass diese von Fachübersetzern angefertigt wurde und außerdem von Fachexperten geprüft sei. Ich sei nur mit der Endkontrolle beauftragt. Damals habe ich mein Programm stur durchgezogen und eine komplette Neufassung erstellt. Es gab einiges Geschimpfe bis zur Androhung einer Konventionalstrafe. Trotzdem habe ich mich nicht beeindrucken lassen und am Ende wurde meine Arbeit anerkannt.
Ich trenne mich lieber von Kunden, wenn die Vorstellungen von Qualität stark voneinander abweichen. Was Unternehmenswebseiten betrifft, staune ich manchmal nicht schlecht, was man online "bewundern" darf, auch wenn diese Unternehmen Niederlassungen in deutschsprachigen Ländern haben. Dann frage ich mich, ob nicht Mitarbeiter mal einen Blick auf die Webseiten werfen und Fehler gegebenenfalls ansprechen.
Wiebke
Topic: Kunden über schlechte Übersetzung eines Konkurrenten in Kenntnis setzen?
Poster: WiebkeN
Post title: Eher nicht
Ich war im vergangenen Jahr in einer ähnlichen Situation. Als Lektorin sollte ich für eine Agentur die Übersetzung der Texte für die Webseite eines Kunden lektorieren.
Die Übersetzung enthielt einige Verständnisfehler, war recht wörtlich gehalten und vom Stil her unpassend, sodass ich ganze Passagen umtexten musste. Grammatik und Rechtschreibung waren allerdings okay. Dabei habe ich den Termin überzogen.
Ein paar Wochen später habe ich gemerkt, dass die Agentur den Endkunden die unlektorierte Version verkauft hat. Meine Arbeit wurde bezahlt und möglicherweise hat der Endkunde auch für das Lektorat bezahlt. Da überkam mich beim Anblick dieser grauenhaften Webseite das schlechte Gewissen. Ich habe ernsthaft überlegt, den Endkunden zu kontaktieren. Die Zusammenarbeit mit der Agentur habe ich beendet, ohne darauf hinzuweisen, dass ich von der Webseite weiß.
Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden, dem Endkunden mitzuteilen, dass die deutsche Version seiner Webseite schlecht übersetzt ist. Ich hätte mir wohl auch Ärger mit der Agentur einhandeln können.
Ich arbeite oft als Lektorin und schlechte Übersetzungen sind mein tägliches Geschäft. Als ich bei meinem ersten Lektorat die schlechte Qualität der Übersetzung bemängelt habe, durfte ich mir anhören, dass diese von Fachübersetzern angefertigt wurde und außerdem von Fachexperten geprüft sei. Ich sei nur mit der Endkontrolle beauftragt. Damals habe ich mein Programm stur durchgezogen und eine komplette Neufassung erstellt. Es gab einiges Geschimpfe bis zur Androhung einer Konventionalstrafe. Trotzdem habe ich mich nicht beeindrucken lassen und am Ende wurde meine Arbeit anerkannt.
Ich trenne mich lieber von Kunden, wenn die Vorstellungen von Qualität stark voneinander abweichen. Was Unternehmenswebseiten betrifft, staune ich manchmal nicht schlecht, was man online "bewundern" darf, auch wenn diese Unternehmen Niederlassungen in deutschsprachigen Ländern haben. Dann frage ich mich, ob nicht Mitarbeiter mal einen Blick auf die Webseiten werfen und Fehler gegebenenfalls ansprechen.
Wiebke